Was macht einen Look zeitlos? Mit der Modedesignerin, Stylistin und Fotografin Yolanda Ng sind wir durch die Straßen von Paris flaniert – immer auf der Suche nach modebewussten Menschen, um mit ihnen über Mode, das Leben und ihre zeitlosen Looks zu sprechen.
Tagsüber ist Baptiste ein angesehener Anwalt. Er ist zuverlässig, professionell und engagiert. Aber es gibt noch eine andere Seite von Baptiste, die vor allem von Farbe, Experimentierfreude, Musik und Spaß geprägt ist.
Diese andere Seite an sich entdeckte er, als er 25 Jahre alt war – etwa zur selben Zeit, als er New Orleans und die elektronische Musikszene kennenlernte. „Früher habe ich mich eigentlich ganz normal gekleidet“, erzählt Baptiste, der einen bunten Zweiteiler und knallgrüne Turnschuhe trägt. „Das änderte sich aber nach und nach, als ich in New Orleans lebte.“
„Denn diese Stadt ist ziemlich verrückt“, fährt er fort. „Die Leute verkleiden sich gerne – vor allem zu Mardi Gras. Und niemand schaut dich schräg an. Es ist ganz normal und wird von allen akzeptiert, wenn man extravagante Outfits trägt. Ich denke, das hat meine Einstellung zu Mode verändert. Ich bin weniger streng mit mir selbst geworden und habe mir vielleicht weniger Gedanken darüber gemacht, was andere Leute denken.“
Obwohl er ein echtes Naturtalent ist, ist er zunächst ein wenig schüchtern, als wir ihn fotografieren und interviewen möchten. Das ändert sich jedoch, als er anfängt von seiner größten Leidenschaft zu erzählen. Dabei sprüht er nur so vor Energie.
„Als ich nach Frankreich zurückkehrte, fing ich an, mich mehr mit elektronischer Musik zu beschäftigen und mich für Mode zu interessieren“, sagt er und nimmt sich eine Minute Zeit, um klarzustellen, dass er sich selbst nicht als modebewusster Mensch betrachtet. „Wie ich mich kleide und versuche, meinen eigenen Stil zu finden, hat eher mit meiner Liebe zur Musik zu tun“, erklärt er. „Ich möchte die Freude widerspiegeln, die ich habe, wenn ich mich in der Szene bewege. Deshalb trage ich gerne bunte Kleidung.“
Wie wurde aus einem zugeknöpften Anwalt eine Persönlichkeit, die das Selbstvertrauen hat, überzeugt und erfolgreich bunte Outfits zu tragen? Laut Baptiste begann alles mit einem ganz bestimmten Kleidungsstück.
„Das erste bunte Outfit, an das ich mich erinnere, war ein blau-gelb gestreiftes Set aus Oberteil und Hose. Ich habe es vor ungefähr sechs oder sieben Jahren gekauft“, erzählt er. „Ich habe es wirklich geliebt. Und mir gefiel die Reaktion der Leute, wenn sie mich gesehen haben.“
In den folgenden Jahren erweiterte Baptiste seine Garderobe langsam, wobei er darauf achtete, dass seine „seriösen“ Kleidungsstücke möglichst lange hielten. So konnte er mehr Geld für einzigartige und bunte Kleidungsstücke ausgeben.
„Sobald ich genug Kleidungsstücke beisammen hatte, habe ich häufiger farbenfrohe Outfits getragen“, sagt er.
Wenn man heute einen Blick in seinen Kleiderschrank wirft, so erzählt er uns, erkennt man die zwei Seiten seiner Persönlichkeit und das Zusammenspiel dieser beiden Welten. Auf der einen Seite gibt es die „seriöse“ Kleidung: Rollkragenpullover und Hemden, die er bei der Arbeit trägt. Auf der anderen Seite findet sich ein Regenbogen farbenfroher Outfits – rosa, blau, gelb, grün, lila –, die er privat trägt. „Ich glaube, in meinem Kleiderschrank findet ihr so ziemlich jede Farbe“, sagt er und fügt nach einer Pause hinzu: „Na ja, Weiß gibt es eher weniger, es ist halt alles sehr bunt.“
Und was wurde aus dem Outfit, mit dem alles begann? Leider wurde es Baptiste auf einer Reise gestohlen. „Ich habe zum Glück noch ein anderes Kleidungsstück, das ich zur gleichen Zeit gekauft habe. Es ist in etwa dasselbe und ich trage es immer noch gerne, aber das gestreifte habe ich noch mehr geliebt.“ Es ist also wahr: Die erste große Liebe vergisst man nie.
„Es ist ja hinreichend bekannt, dass die Menschen, mit denen man sich umgibt, einen großen Einfluss auf einen haben“, meint Baptiste. Zum Glück hat er Freunde, die so wie er Farbe und Freude im Leben zu schätzen wissen. Für Baptiste ist das in einer Stadt wie Paris, in der sich die meisten Menschen eher traditionell kleiden, von großer Bedeutung.
„Wenn ich durch die Straßen laufe, sehen mich die Leute oft ziemlich befremdet an. Paris ist eine der Modestädte schlechthin, aber wer sich dort schick machen möchte, greift eher zu klassischen und eleganten Outfits statt zu bunten Farben. Wenn mich die Leute auf der Straße leicht verwundert ansehen, lächle ich mittlerweile“, sagt er und fügt hinzu, dass dies nicht immer so war.
Dass er sich in seiner Haut und in seiner Mode wohl fühlt, ist etwas, in das er hineingewachsen ist und woran er reifen musste. Die Zeitlosigkeit seines Stils ergibt sich heute nicht mehr aus der Kleidung selbst. Für Baptiste entsteht Zeitlosigkeit aus dem Selbstbewusstsein und dem Wissen über die eigene Persönlichkeit.
„Ich glaube, das ist das Wichtigste. Wenn man versucht, sich auf eine bestimmte Art zu kleiden, aber sich dabei nicht wohlfühlt oder kein Selbstbewusstsein ausstrahlt, hat man das Gefühl, sich zu verkleiden“, erklärt er. „Der erste Schritt zu Modebewusstsein besteht darin, einen Look zu finden, in dem man sich wohlfühlt. Man trägt, was einem gefällt, und dieser Stil wird niemals aus der Mode kommen.“
- Bei niedrigen Temperaturen waschen: Wähle eine möglichst niedrige Temperatur, um deine Kleidung zu waschen. Das ist umweltfreundlich und sorgt dafür, dass bunte Farben länger strahlen.
- Feinwäsche richtig pflegen: Wenn du möchtest, dass deine Kleidung ihre Form und Farbe behält, solltest du empfindliche Kleidungsstücke mit der Hand waschen.
- Auf Basics setzen: Kaufe langlebige Basics, um sie mit auffälligen Stücken zu kombinieren.
- Vorhandene Kleidungsstücke berücksichtigen: Denke beim Kauf neuer Kleidung an bereits vorhandene Teile, um stimmige Looks zu kreieren.
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© Yolanda NG Photography
© Antoine Doyen