Milch zum Anziehen? So ungewöhnlich wie das klingt, ist es gar nicht. Ganz im Gegenteil: Kleidung aus Milchproteinfasern zu kaufen, ist heutzutage nicht nur aus Nachhaltigkeitssicht eine goldrichtige Entscheidung. Ebenso profitieren Allergiker von den Vorzügen der zu 100 Prozent chemiefreien und natürlichen Stoffe.
Die Idee, Kleidung aus Milchbestandteilen herzustellen, kam bereits in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts auf. Damals ließ sie sich jedoch nur schwer bis gar nicht umsetzen, denn das Verfahren gestaltete sich als langwierig, sehr kostspielig und war nicht wirklich ressourcenschonend. Zur damaligen Zeit setzte sich daher die Kunstfaser als deutlich günstigere Alternative durch.
Die Idee, den Grundgedanken wiederaufleben zu lassen, kam der modeaffinen Mikrobiologin Anke Domaske zunächst aus persönlichen Gründen. Aufgrund einer Krebserkrankung und deren Nebenwirkungen konnte ihr Stiefvater keine Kleidung aus konventionellen Materialien mehr tragen. Er reagierte auf alle Textilien allergisch. So machte sich Anke auf die Suche nach alternativen Lösungen und stieß dabei auf die früheren Versuche mit Milchproteinfasern. Wie die Zukunft zeigen sollte, war damit der Grundstein für den heutigen Erfolg ihres Unternehmens gelegt.
Im Jahre 2011 rief Anke Domaske „QMilk“ ins Leben und ermöglicht es damit der breiten Masse, natürliche Kleidung aus Milchproteinfasern zu kaufen. Basis des neuen Stoffes ist verdorbene Milch – genauer gesagt die Flocken, die sie in ebendiesem Zustand bildet. Diese bestehen aus dem Protein Casein (Kasein), das in allen Milchprodukten vorkommt. Nach dem Trocknen und Sieben der Flocken entsteht ein sehr feiner Faden, der wiederum zu Garn gesponnen werden kann.
Wer jetzt denkt, dass zusätzliche Milch in großen Mengen benötigt wird, um Kleidung aus Milchproteinfasern herzustellen, der liegt falsch. Lebensmittel sind in der Produktion tabu. Stattdessen kommen lediglich die ohnehin industriell anfallenden Abfallprodukte zum Einsatz – also bereits verdorbene Milch oder Käserei-Rückstände. Das spart sowohl Ressourcen als auch potenziellen Müll ein.
Übrigens: Wie du sonst noch saure Milch verwerten kannst, erfährst du bei Frag Team Clean.
Wenn du Kleidung aus Milchproteinfasern kaufen möchtest, kannst du sicher sein, dass du dich für Produkte entscheidest, die nie in den Kontakt mit chemischen Zusätzen gekommen sind. Das erfreut sowohl die Umwelt als auch die empfindliche Haut von Allergikern. Aus stofflicher Sicht überzeugen die Fasern dadurch, dass sie die folgenden Eigenschaften aufweisen:
- atmungsaktiv
- antibakteriell
- temperaturregulierend
- äußerst robust
- feuerhemmend
- alkohol- und chemikalienresistent
Kleidung aus Milchproteinfasern ist so angenehm auf der Haut wie die ersten Sonnenstrahlen.
Proteinfasern der Milch haben sich dank ihrer vielen Vorzüge nicht nur in die Herzen von Fashion-Liebhabern katapultiert. Ebenso sind sie mittlerweile Bestandteil von Toilettenpapier, Kosmetika, Bettwäschen, Beißringen für Babys und Kauknochen für Hunde, Schuhe, Rucksäcke und vielem mehr. Die Designerin und Naturwissenschaftlerin Anke Domaske beweist mit ihrer Arbeit, dass der Umwelt zuliebe keine potenziell zukunftsweisende Idee für ein nachhaltigeres und bewussteres Dasein im Vorfeld als unrealistisch abgestempelt werden sollte.
Tipp: Nachhaltige Stoffe sind dir wichtig? In einem anderen Beitrag verraten wir dir alles, was du darüber wissen solltest.