Besitzt du schon ein Top aus ausrangierten Fischernetzen, eine Jeans aus alten PET-Flaschen oder Sneaker aus Meeresplastik? Angesagte Fashionlabels produzieren immer öfter hochwertige Kleidung aus Recyclingmaterial. Doch was bringt das Upcycling von Abfällen und die Idee von nachhaltiger Mode wirklich?
Chemiefasern herzustellen ist ein aufwändiger Prozess. Steinkohle, Kalk, Erdöl und Gas sind dafür notwendig. Wenn dieses textile Rohmaterial zum Beispiel aus alten Plastikflaschen gewonnen wird, lässt sich der ökologische Fußabdruck deutlich reduzieren. Die texanische Non-Profit-Organisation Textil Exchange, die sich für mehr Kleidung aus recyceltem Material stark macht, hat Überraschendes errechnet. Jedes Kilo Polyester, das maschinell recycelt wurde, verringert seine Treibhausemmissionen um 70 Prozent. Ein weiteres Plus: In Bezug auf die Qualität fallen die Textilien, die aus einem Upcycling-Prozess hervorgehen, überhaupt nicht gegenüber der Neuware ab.
Ein Laie kann sich kaum vorstellen, wie aus Zementsäcken, alten Kaffeeverpackungen oder Meeresplastik trendige Umhängetaschen und Funktionskleidung werden. Oder wie aus Industrieabfall und Stoffresten hochwertiges Nylon entsteht.
Doch dahinter steckt keine Zauberformel. Es handelt sich vielmehr um einen durchdachten Prozess in mehreren Schritten und mit hoher Effektivität. Aus acht PET-Flaschen lässt sich zum Beispiel ein Kilogramm Garn produzieren. Und so geht das Upcycling:
- Schritt 1: Die Plastikabfälle werden gereinigt und geschreddert.
- Schritt 2: Die Schnipsel werden zu Fasern geschmolzen.
- Schritt 3: Das synthetische Garn wird versponnen.
Es gibt mehrere Labels, die recycelte Mode auszeichnen. Sehr bekannt ist zum Beispiel der Global Recycle Standard, der schon seit 2008 besteht. Er garantiert einen international anerkannten Standard, nicht nur was die Qualität der Kleidung aus recyceltem Material betrifft. Bei der Vergabe spielt ebenso eine Rolle, ob die Arbeitsbedingungen der Produzenten fair sind und ob ökologische und chemische Gefahren reduziert wurden.
Auch der gemeinnützige Verein Cradle to Cradle vergibt Siegel von eins bis fünf. Bewertet wird, inwieweit sich die beim Herstellungsprozess eingesetzten Stoffe wiederverwerten oder biologisch abbauen lassen. Das Ziel der sogenannten „Wiege zur Wiege“-Initiative ist es, dass im besten Fall überhaupt kein Abfall entsteht.
Immer mehr Modedesigner und -Labels erkennen, welche kreativen Chancen die nachhaltige Mode bietet. Mit ihr wird die gesellschaftliche Akzeptanz der Branche erhöht, die für immerhin vier Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich ist. Tolle Trends entwickeln sich – zum Beispiel die Slow Fashion oder Mode aus innovativen nachhaltigen Materialien.
Das Potenzial für Kleidung aus Recyclingmaterial ist riesengroß. Die Organisation Textil Exchange möchte den Anteil an Polyester, das durch Upcycling entsteht, bis zum Jahr 2025 auf 45 Prozent erhöhen. Dabei ist Kleidung aus recyceltem Material nur ein erster Schritt zu einem nachhaltigeren Umgang mit Textilien. Wichtig ist darüber hinaus, langlebige Mode aus biologisch hergestellten Naturfasern herzustellen und aussortierte Kleidungsstücke nicht in den Mülleimer zu werfen, sondern zu verkaufen oder zu spenden – für einen nachhaltigen Kreislauf.
Ob Slow-Fashion, Kleidung aus Recyclingmaterial oder aussortierte Kleidung, die du weiterverkaufst oder spendest – die Umwelt wird es dir danken.